Die Rolf-Weyrauch-Show
LK Mathematik (Weyrauch)


Eine völlig neue Unterrichts-Auffassung sollte uns 19 ausgewählten
Mathematikern des Weyrauch’schen Mathe-Lks in den letzten Jahren unseres
gymnasialen Daseins vermittelt werden. 
Bedurfte es auch unsererseits zunächst einer gewissen Eingewöhnung, so konnte Rolf Weyrauch doch die meisten von uns binnen kürzester Zeit für sich und seine herrliche Kombination aus Mathematik und Kabarett gewinnen. Der oft entstehende Eindruck einer kunstvoll inszenierten Mathe-”Show” erfuhr insbesondere durch das allmorgentlich zelebrierte Begrüßungsritual nachhaltige
Verstärkung, insbesondere, wenn im Falle eines nicht ordnungsgemäßen
Ablaufens die Weyrauch’sche Darstellung der “beleidigten Leberwurst”
die ersten Schüler mit Lachkrämpfen zu Boden zwang.

(Zitat Weyrauch, als Daniel vor allen anderen “Guten Morgen” wünscht: (zornig) “Nicht vorgrüßen!!!”.)

Den oft trockenen mathematischen Stoff wußte er mit noch trockeneren Bemerkungen zu ergänzen (“Wie heißt dieser Punkt? Bitte Vor- und Nachnamen!”) und seine bewundernswerte Schlagfertigkeit ließ ihn aus jedem Rede-”Duell” als Sieger hervorgehen (Weyrauch zum Vorschlag, dem Schüler das Fernbleiben vom Unterricht zu gestatten: “Das geht nicht! Man kann ja auch nicht 4/5 einer Frau heiraten.”). 

Gerne bediente er sich psychologischer Hilfsgriffe, wenn es darum ging, die Schüler in eine bestimmte Richtung zu lenken (Weyrauch auf eine mathematisch fragwürdige Behauptung Torstens: “Ihr müßt euch jetzt entscheiden, ob ihr zu den
Siegern gehören oder lieber dem Torsten folgen wollt.”). 

Des öfteren sah er sich auch gezwungen, der lockeren Unterrichtsatmosphäre härtere Worte zur Autoritätsbeschaffung entgegenzusetzen (“Das war nicht ironisch gemeint! Das war bösartig gemeint!”); nicht selten flüchtete er sich
jedoch in philosophische Betrachtungen (Weyrauch, als die Klasse sich
permanent zu laut unterhält: “Viele Wenige sind auch ein Viel. Aber zusammen...
(weinerlich) ist es unerträglich!”). 

Nicht nur im Bereich kabarettistischer Unterhaltung, auch in mathematischer Hinsicht erwies sich Rolf Weyrauch als absoluter Meister seines Faches, denn selbst bei hartnäckigem Nachhaken der “abgehobeneren” Mathematiker konnte er sich nicht zuletzt aufgrund seiner fachlichen Kompetenz stets den Rücken freihalten.
Seine spürbare Routine bei der Abitur-Vorbereitung ermöglichten ihm
darüberhinaus, den abiturrelevanten Stoff mit größtmöglicher Übersicht
zu vermitteln, so daß sich selbst die anfangs gefürchtete  Wahrscheinlichkeitsrechnung im Abitur zur größten Punktequelle entwickelte. 

Alles in allem entstand in den zwei Jahren das Bild eines absoluten Ausnahme-Pädagogen, dessen Unterricht oft Höhepunkt im langweiligen Schulalltag war. Post-abiturielle Entzugserscheinungen sind daher nicht auszuschließen.

Claudius Egner



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